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Koloniale Strukturen aufbrechen
Die Diskussion über koloniale Kontinuitäten macht auch vor dem Fairen Handel und den Weltläden nicht Halt. Denn auch hier werden häufig Rohstoffe aus dem Globalen Süden importiert und im Globalen Norden weiterverarbeitet. Und auch im Fairen Handel finden sich manchmal Bilder und Darstellungen, die Produzent*innen nicht auf Augenhöhe zeigen.
Doch genau das widerspricht dem Selbstverständnis des Fairen Handels. Seit über 50 Jahren setzt sich die Weltladen-Bewegung für mehr globale Gerechtigkeit ein – und arbeitet aktiv daran, die Muster kolonialer Ungleichheit zu erkennen, zu reflektieren und zu überwinden.
Ein Erbe der Kolonialzeit, das bis heute wirkt
In der Kolonialzeit begann die systematische Ausbeutung von Menschen und Ressourcen durch europäische Kolonialmächte. Viele dieser ungleichen Strukturen wirken bis heute fort: Menschen im Globalen Süden produzieren – oft unter prekären Bedingungen – Güter für den Konsum im Norden, während sie selbst kaum an der Wertschöpfung teilhaben und häufig in Armut leben.
Der Faire Handel entstand vor rund fünf Jahrzehnten als Gegenbewegung zu dieser Ungerechtigkeit. Mit fairen Preisen, langfristigen Partnerschaften und mehr Transparenz will er dazu beitragen, Menschen am Anfang der Lieferkette zu stärken. Doch auch der Faire Handel muss sich fragen: Reproduzieren wir unbewusst alte Muster?
Wie der Faire Handel neue Wege geht
Viele positive Entwicklungen zeigen: Der Faire Handel lernt, wächst und verändert sich.
Weltläden und ihre Partnerorganisationen unterstützen aktiv Projekte, die koloniale Strukturen aufbrechen:
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1
Mehr lokale Wertschöpfung:
Produzentengruppen rösten und verpacken z. B. ihren Kaffee selbst – das schafft Einkommen und qualifizierte Arbeitsplätze.
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2
Neue Absatzmärkte:
Handelspartner erschließen regionale Märkte im Globalen Süden und reduzieren ihre Abhängigkeit vom Export.
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3
Bildungsarbeit:
Postkoloniale Stadtrundgänge und Workshops regen zur kritischen Auseinandersetzung mit globalen Machtverhältnissen an.
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4
Stärkung von Stimmen:
Produzent*innen gewinnen über ihre Produkte politisches Gewicht und setzen sich für mehr Gerechtigkeit ein.
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5
Politisches Engagement:
Weltläden arbeiten an einer gerechteren Weltwirtschaft mit – etwa durch ihren Einsatz für das Lieferkettengesetz in Deutschland.
Wertschöpfung im Ursprungsland
Viele fair gehandelte Produkte – etwa Kaffee, Kakao oder Baumwolle – werden weiterhin als Rohstoffe exportiert und im Norden veredelt. Damit bleibt ein Großteil der Wertschöpfung im Norden. Diese Strukturen ähneln den wirtschaftlichen Abhängigkeiten der Kolonialzeit – auch wenn sie heute unter gerechteren Bedingungen bestehen.
Weltläden nehmen diese Herausforderung ernst: Sie reflektieren kritisch, wo koloniale Kontinuitäten fortbestehen, und suchen nach neuen Wegen, die gesamte Wertschöpfung in Ursprungsländer zu verlagern. So wird der Kaffee der Kooperative APROLMA aus Honduras inzwischen von der Bohne bis zur Verpackung von Frauen in der Region Marcala in Honduras hergestellt und als bereits veredeltes Produkt nach Deutschland exportiert.
Gemeinsam Verantwortung übernehmen
Koloniale Kontinuitäten abzubauen ist ein gemeinsamer Prozess – und er beginnt bei uns selbst. Weltläden, Fair-Handels-Organisationen und Kund*innen können ihren Beitrag leisten, etwa durch:
- bewusste (Bild-)Sprache und diskriminierungssensible Öffentlichkeitsarbeit
- Diversität in Teams und Entscheidungsstrukturen
- faire Partnerschaften auf Augenhöhe
- den Fokus auf Produkte, die mehr lokale Wertschöpfung ermöglichen
Fairer Handel bedeutet nicht nur gerechte Preise – sondern auch gerechte Beziehungen.
Kaufe bewusst ein, unterstütze faire Strukturen – und mach dich stark für eine Welt, in der Fairness keine Grenzen kennt.